Bad Daly und ein Sprung ins Schlangenwasser
Golf Stories der Woche
Historische 83
John Daly, 56, erinnert mit seinem Bart immer mehr an die Gibbons-Brüder der legendären Rockband ZZ Top. Mit seinem Partner David Duval, 51, gab der Hobby-Gitarrist bei der Zurich Classic of New Orleans eines seiner inzwischen seltenen Gastspiele auf der PGA Tour. Während Daly im TPC Louisiana zumindest optische Akzente setzen konnte, ging der Auftritt der beiden Major-Sieger, die seit 2019 (Daly) beziehungsweise 2015 (Duval) kein Preisgeld mehr auf der PGA Tour einspielen konnten und auch bei den Senioren keine Akzente setzen, spielerisch historisch in die Hose. Die Bilanz nach zwei Runden im Team-Format: Position 80 von 80. Zwölf Schläge Rückstand auf Platz 79. Cut hochhaushoch verpasst. Die 83 (+11) am Freitag war das schlechteste Ergebnis bei einem Klassischen Vierer in der sechsjährigen Geschichte des Turniers. Bereits Dalys erster Drive ließ wenig Hoffnung auf eine Leistungsexplosion aufkeimen. Der Ball landete nach knapp 180 Metern im Rough, knapp hinter einer Werbetafel. Erst auf dem achten Loch traf das Duo das erste Grün. Der Rest ist Geschichte.
Foto: Paul HennessySOPA Images via ZUMA Press Wire
Poppies’s Pond lebt weiter
Die Chevron Championship, vormals ANA Inspiration, einst Colgate Dinah Shore, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Erstaustragung 1972, Major-Status seit 1982 – und seit 1988 feiert die Gewinnerin den Sieg mit dem Sprung in den Weiher an der 18, genannt Poppie’s Pond. Nach fünf Jahrzehnten in der Wüste von Palm Springs ging es nun erstmals in Texas zur Sache. Die Tradition des Sprungs in den Teich sollte auch im The Club at Carlton Woods im Norden Houstons weitergehen. Dazu installierten die Organisatoren eigens ein Dock sowie ein Netz an den Weiher an der 18, das die Badenden vor Alligatoren schützen soll. Titelverteidigerin Jennifer Kupcho äußerte im Vorfeld ihre Bedenken, dass die Schutzvorrichtung nicht engmaschig genug für Schlangen wäre. Auch Georgia Hall war sich nicht sicher, ob sie im Moment des Triumphs den Satz ins trübe und kalte Wasser wagen solle. Lilia Vu siegte beim Debüt in Texas – und wagte bei nasskalten 15 Grad im Rausch des Adrenalins den Sprung ins Trübe. Und das, obwohl sie am Vortag eine Schlange am Wasser entdeckt hatte.
Foto: Lilia Vu©GettyImages
Augustas strikte Regeln
Auch wenn ein Sprung ins Wasser nicht dazu gehört – der Augusta National Golf Club ist der Ort der Traditionen. Par 3 Contest, Champions Dinner, die Ehrenabschläge und natürlich die Zeremonie rund um das berühmte Grüne Jackett, in das Jon Rahm am Ostersonntag als frischgebackener Masters-Gewinner schlüpfen durfte. Augusta ist auch bekannt für seine strikten Regeln – an die sich freilich selbst der Masters-Sieger halten muss. In einem Podcast verriet Rahm, dass er einige Dokumente unterzeichnen musste, bevor er sich mit dem begehrten Sakko schmücken durfte. Er habe sich nicht alle Regelungen gemerkt, an drei Punkte konnte sich der Weltranglistenerste aber erinnern: So müssen öffentliche Auftritte in Grün vom Augusta National genehmigt werden, der Dress-Code unter dem Jackett (mindestens Golfkleidung) müsse stets eingehalten werden und Bilder mit Green Jackett und alkoholischen Getränken seien nicht gestattet.
Grant mit Impf-Problem
Sie ist die Senkrechtstarterin im europäischen Golf. Linn Grant hat in ihrer noch kurzen Profi-Karriere einiges erreicht und seit ihrem Wechsel ins Profilager vor noch nicht einmal zwei Jahren neun Titel geholt. Aktuell ist die Schwedin unter den Top 25 der Welt platziert und gilt als gesetzt für das kommende Solheim-Cup-Team. Beim ersten Major des Jahres in Texas konnte Grant, 23 aus Helsingborg, nicht mitwirken. Der Grund: Sie darf nicht einreisen. Die Dame mit dem unwirklich schönen Golfschwung ist nicht gegen COVID-19 geimpft. Die US-Regierung erwartet von internationalen Besuchern nach wie vor zumindest einen Basisschutz vor dem Coronavirus. So kann das Supertalent weiterhin nur Turniere bestreiten, die nicht in den USA stattfinden. Was zum Glück auf den Solheim Cup ab dem 22. September in Finca Cortesin, Spanien, zutrifft.
Grollen in der Schweiz
„Gentlemen only – what about everyone“, so der gesprayte Slogan auf einem Golfplatz nahe Genf. Umweltaktivisten der Gruppierung „Grondements des Terres“ (Grollen der Erde) haben vergangene Woche drei Golfplätze im Westen der Schweiz beschädigt. Die Spuren der Verwüstung in Lausanne, Genf und Payerne: Löcher im Rasen, in denen teilweise Gemüse und Kartoffeln lagen. Die Essenz der Kritik: Golf sei elitär und wegen des Wasserverbrauchs enorm umweltschädlich, wie die Beteiligten auf Instagram kundtaten. Nationalrätin Delphine Klopfenstein Broggini, Präsidentin der Grünen Genf, wollte die „vor allem symbolische und friedliche“ Aktion nicht verurteilen. Der Schweizer Verband reagierte mit Unverständnis, da „Nachhaltigkeit seit 2018 zu den strategischen Prioritäten des Verbands gehöre“ und Aktionen wie diese „inakzeptabler Vandalismus“ seien.
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Kaymer zurück
Sechs Monate nach seinem bisher letzten Turnierstart und fünf Monate nach seiner Operation hat sich Martin Kaymer zurückgemeldet. Der Major-Sieger trat nach hartnäckiger Handgelenksverletzung erstmals wieder bei einem Turnier der LIV Golf League an. Spielerisch hat Kaymer, 38, nach der langen Auszeit erwartungsgemäß noch Luft nach oben und kam in Adelaide, Australien, als 46. der 48 Starter ins Ziel. Dennoch ist er froh, nun endlich wieder Turniergolf zu spielen. „Es gab Frust, Tränen und traurige Situationen“, verriet er in einem Interview auf Instagram. Immerhin sei er in den vergangenen Monaten aber in der Lage gewesen, am Putting, Chipping und an der Fitness zu arbeiten.