… und wie lautet dein neues Handicap?
Das Wetter wird langsam winterlich, der Himmel zeigt sich immer häufiger in Wolken gehüllt und die Sonne verliert allmählich an Kraft. Genau der richtige Zeitpunkt sich mit gutem Gewissen zu Hause auf die nächste Saison vorzubereiten. Auf uns alle wird eine grundlegende Änderung zukommen: Die Umstellung des Handicapsystems. Du hast noch nicht viel darüber gehört? Das liegt daran, dass der DGV sich bis dato zum international beschlossenem System nur in einigen wenigen Berichten geäußert hat.
Wie sich das neue Handicap berechnet, was sich dadurch für dein Spiel ändert und welche Konsequenzen es für dich haben wird, berichte ich dir hier.
Das neue Handicapsystem kommt mit einigen Anglizismen einher und nennt sich World Handicap Index. Wie der Name schon verrät, wurde es zur weltweiten Vereinheitlichung des Handicapsystems eingeführt.
Eigentlich schon längst überfällig, um faire Bedingungen z.B. für internationale Wettkämpfe zu schaffen. Zuvor gab es global 6 verschiedene Berechnungssysteme, die jedoch dem gleichen Ziel dienten: die Spielstärke eines Golfers abzubilden.
Die Änderungen betreffen im Übrigen nicht nur uns (Deutschland, Österreich und die Schweiz), sondern auch Länder wie z.B. Belgien, Irland und die Niederlande.
Die Berechnung beschreibt jetzt nicht mehr unser Spielpotenzial, sondern unsere „aktuelle“ Spielleistung als Durchschnittswert. Herangezogen werden dazu die besten acht Runden der letzten 20 vorgabewirksamen Turniere jeweils in Abhängigkeit vom Course Rating (CR) und dem Slope. Daraus ergibt sich die allgemeine Formel zur Berechnung des Handicapwertes der einzelnen Runde:
Soweit so gut:
Bisher war das System noch überschaubar, aber ab diesem Punkt wird es kompliziert. Es gibt zahlreiche Zusätze, die die Berechnung für 9 Lochturniere, besonders gute und schlechte Runden betreffen. Dazu gibt es noch verschiedene Ausnahmen in der Berechnung des Handicap Index bei Anfängern oder Gelegenheitsspielern, die bisher weniger als 20 Runden (in den letzten drei oder vier Jahren) gespielt haben. Für alle, die bis ins kleinste Detail Bescheid wissen wollen: auf der Website des DGV (Smartlink) erfährst du alle Einzelheiten. Wichtig ist: Ab dem 23. November kannst du dein World Handicap Index im DGV Portal mygolf.de abfragen.
Was bedeutet das für dich:
1. Dein neuer Handicapindex wird von deinem jetztigen Handicap abweichen. Du wirst vermutlich mit einem etwas höheren Handicap starten.
2. Jede Turnierform im Einzelformat wird nun handicaprelevant. „Nicht vorgabewirksame“ Turniere wird es nur noch im Rahmen z.B. eines Scrambles geben.
3. Statt wie bisher nach Stableford ein Loch zu streichen wird nun ein Maximumscore (entspricht einem Nettodoublebogey, z.B. für einen Spieler mit Spielvorgabe 0 bei einem Par 4 eine 6, mit einer Spielvorgabe von 18 eine 7) notiert und so bei jeder Runde ein Nettozählergebnis gewertet.
4. Die Handicapklassen fallen weg. Dies bedeutet, dass auch Spieler mit Handicap 4,5 oder besser an EDS Runden und 9 Lochturnieren teilnehmen können.
Einige wenige Zahlen haben aber auch nach Änderung bestand: das höchste Handicap liegt weiterhin bei -54 und ab -26,5 wird das Handicap nicht nach oben verändert.
Was verändert sich für dein Spiel auf dem Platz:
Du kannst dich entspannen und deine ganze Konzentration darauf richten eine möglichst gute Runde zu spielen. Kein Zählen der Stablefordpunkte, dadurch weniger Druck, keine fixe Berechnung des neuen Handicaps auf Loch 17. Zudem verzeiht das neue System eine schlechtere Runde zwischendurch und du kannst einen miserablen Tag zügig abhaken.
Allerdings passt sich das Handicap bei einer etwas längere Durststrecke (etwa bei einer Schwungumstellung oder Verletzung) in deutlich größeren Schritten nach oben an. Was der Handicapindex nicht berücksichtigt ist der Erfahrungsschatz, den man mitbringt. Gehörst du zu den aktiven Spielern so musst du dir aber auch über die Verschlechterung nicht zu viele Gedanken machen, es geht maximal um 5 Schläge nach oben.
Ein eindeutiger Nachteil des neuen Systems ist die mangelnde Transparenz. Du wirst in Zukunft auf die Ergebnisliste des Turniers warten müssen, damit du dein neues Handicap erfährst.
Nicht einmal eine App wird diesen Prozess für den einzelnen Golfer verschnellern. Dafür sorgt der erneute Versuch der Anpassung der Scores an Witterungsbedingungen und den Platzzustand (ehemals CSA/CBA) je nach Differenz der tatsächlich erspielten Turnierergebnisse im Vergleich zu den durchschnittlich statistisch errechnet zu erwartenden Scores. Das ist ehrlich gesagt das kleinere Manko - du wirst selten auf die sofortige Berechnung deines Handicaps angewiesen sein und ganz klar ist: verbessert sich dein Spiel, so passt sich der Handicapindex auch schneller nach unten an. Wenn das kein Anreiz ist, mehr zu trainieren und an Turnieren teilzunehmen!
Fazit: Der World Handicap Index verliert die Bedeutung als Statussymbol eines Golfers und spiegelt einzig und allein die aktuelle Spielfähigkeit wider, sodass ein fairer internationaler Vergleich ermöglicht wird.
Sportliche Grüße und alles Gute,
Eure Ilka
Ilka Reimers
Spielt seit 17 Jahren Golf und sammelte Erfahrung in Damenmannschaften in der 1. sowie 2. Bundesliga. Neben dem Medizinstudium war sie mitunter als C-Trainerin tätig und arbeitet mittlerweile im 3. Assistenzarztjahr als Radiologin an einer Uniklinik.
Trotz zeitintensivem Job findet sie nach wie vor Zeit um Turniere zu spielen, mit dem Bestreben an nationalen Wettkämpfen teilzunehmen und ihr aktuelles Handicap von 3,8 zu verbessern.